Denkfabrik eröffnet neues Format „Drink & Think“ mit Julia Fritzsche
Zum Auftakt des neuen Formats »Drink & Think« lud der neue Vorstand der Denkfabrik am 25.09.2019 die Journalistin und Autorin Julia Fritzsche in den Deutschen Bundestag. Ausgehend von ihrem im März veröffentlichten Buch »Tiefrot und radikal bunt« (Edition Nautilus) sprach sie über die Notwendigkeit einer neuen linken Erzählung und diskutierte anschließend mit Abgeordneten und Mitgliedern der Denkfabrik in der SPD-Bundestagsfraktion sowie Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen und der Linkspartei.
»Dieses neue Denkfabrik-Format soll einen dauerhaften Dialog fördern, der jenseits der gewohnten Bahnen des parlamentarischen Betriebs den Kontakt und Austausch unter Kolleginnen und Kollegen zulässt. Ich bin froh, einen solchen Raum mitzugestalten – und heute auch zur Verfügung zu stellen«, eröffnete der erste Drink & Think-Gastgeber Sönke Rix, MdB den Abend.
»Dass politische Diskurse über parteipolitische Grenzen in einem offenen Miteinander funktionieren, haben wir mit der Arbeit der Denkfabrik und unserer langjährigen R2G-Zusammenarbeit auf Bundesebene gezeigt. Unser Anspruch ist es dabei ›nach Vorne‹ zu denken: Wie verbinden wir ökonomische und ökologische Anforderungen, wie können wir politisch den konkreten gesellschaftlichen Lebensalltag verbessern und dem Einzelnen dabei nicht vorschreiben, wie er zu leben hat. Julia Fritzsche erklärt dieses und in ihrer klugen politischen Erzählung und daher freuen wir uns ganz besonders, dass sie heute hier ist«, so Geschäftsführerin und Moderatorin Nicole Wloka zum Auftakt.
In »Tiefrot und radikal bunt« zeigt Julia Fritzsche, wie linke Politik wieder glaubwürdig an die wichtigsten Themen unserer Zeit, nämlich Pflege, Ökologie, Wohnen, Migration oder Diversity, anknüpfen kann: In unzähligen Ansätzen und Initiativen existiert bereits ein Zusammenleben, das an den Bedürfnissen der Menschen und nicht an ihrer Verwertbarkeit ausgerichtet ist. »Ich bin froh über die Diskussion! Denn für das, was viele auf der Straße und in den Bewegungen jetzt einfordern – also saubere Luft zum Atmen, bezahlbare Mieten, gute Pflege, gute Löhne, weniger Jobben, mehr Zeit zum Leben, globale Verantwortung – brauchen wir auch die klassische Parteienpolitik. Und ich bin froh, hier einige begeisterte Menschen gesprochen zu haben, die für genau diese Begehren einstehen und endlich eine neue Erzählung schaffen wollen«, resümiert Julia Fritzsche über den Abend.
Es sind deshalb auch die Einzelgeschichten, die an diesem Abend im Mittelpunkt standen. Was sie eint, ist die Verknüpfung sozialer Kämpfe verschiedenster lokaler Bewegungen mit Überlegungen zu einer anderen Ökonomie, die fernab der Profitlogik, tradierter Geschlechterrollen und des übertriebenen Egoismus des Einzelnen funktioniere.
Die Denkfabrik-Mitglieder und anwesenden Abgeordneten kennen diese Geschichte aus ihren Wahlkreisen und Projekten, stehen und streiten häufig Seite an Seite mit den Bewegungen für eine solche progressive Politik. Eine solche Politik kann glaubwürdig an die entscheidenden Themen unserer Zeit anknüpfen, wenn die Parteien auch zu überparteilichen Bündnissen bereit sind. Ein ›Rot-Rot-Grünes‹ oder ›Grün-Rot-Rotes‹-Projekt bedeutet daher keine Rechenaufgabe an Wahlabenden, im Gegenteil: Es ist eine bewusste gesellschaftliche Entscheidung, ein gemeinsames Projekt nach Vorne. Dafür muss man sich verbinden, offen füreinander sein. Und es am Ende auch machen.